Friedhöfe spielen eine wichtige Rolle im Städtebau und erfüllen mehrere Funktionen:
- Erholungsraum und Grünfläche: Friedhöfe bieten den Stadtbewohnern Erholungsräume und tragen zur Verbesserung der Lebensqualität bei. Sie dienen als grüne Lungen der Stadt und bieten Rückzugsorte für Ruhe und Besinnung.
- Kulturelles und historisches Erbe: Friedhöfe sind oft Orte von historischem und kulturellem Wert. Sie bewahren die Geschichte und das Erbe der Stadt und ihrer Bewohner und bieten Raum für Gedenk- und Erinnerungsstätten.
- Ökologische Funktion: Friedhöfe tragen zur Biodiversität bei, indem sie Lebensräume für Pflanzen und Tiere schaffen. Sie unterstützen das städtische Ökosystem und tragen zur Verbesserung des Mikroklimas bei.
- Soziale Funktion: Friedhöfe sind Orte der Begegnung und des Austauschs. Sie bieten Raum für Trauerarbeit und gemeinschaftliche Aktivitäten wie Urban Gardening, das soziale Interaktionen und Gemeinschaftsgefühl fördert.
Durch den Wandel der Bestattungskultur entstehen auf fast allen Duisburger Friedhöfen erhebliche ‚Überhangflächen‘. Trends und Änderungen im Nutzerverhalten wie z. B. Urnenbestattungen, aber auch eine wachsende Nachfrage nach Bestattungen in naturnahen Umgebungen außerhalb der Friedhöfe wie z. B. Bestattungswäldern, verstärken in Duisburg den Effekt der sinkenden Flächennachfrage und führen zu der Herausforderung, ökonomisch und ökologisch mit neuen Konzepten zu reagieren.
Bei diesem Teilprojekt gehen die vorgesehene ökologische Aufwertung und die ökonomische Zukunftsfähigkeit Hand in Hand. Naturnahe, klimaangepasste Umgestaltung von Wegen, Pflanzflächen, Rasenflächen und Baumpflanzungen sollen den Unterhaltungsaufwand senken und die Attraktivität steigern. Es werden neue moderne Grabfelder angelegt. Nachhaltig, zukunftsfähig, klimaangepasst.
Mit dem Ziel
- des geringen Flächenverbrauchs, da keine neuen Flächen erschlossen werden müssen
- der Verwendung von (natürlichen) Rohstoffen, Einsatz von natürlichen oder regionalen Baustoffen und –elementen
- des kleinen CO2-Fußabdrucks durch kurze (Transport-)Wege, u. a. durch reduzierte Pflegemaßnahmen/ reduzierten Maschineneinsatz
- des kleinen CO2-Fußabdrucks durch kurze Wege, u. a. weniger Bestattungstourismus zu anderen/ Friedhöfen oder Bestattungswäldern durch Attraktivitätssteigerung
- des geringen Verbrauchs fossiler Energien, u. a. durch reduzierte Pflegemaßnahmen/ reduzierten Maschineneinsatz
Ziel ist die Umformung bestehender Überhangflächen auf denen bestattet wurde sowie noch nicht belegter Bestattungsflächen, die derzeit vorrangig mit Rasen eingesät sind. Perspektivisch wird eine Nutzung als moderne Naturbestattungsfläche angestrebt. Auf diesen Flächen können Sarg- und/ oder Urnenbestattungen durchgeführt werden.
Es können die Urnen von Menschen beigesetzt werden, die sich zu Lebzeiten mit der Natur verbunden fühlten und/oder Ihre letzte Ruhestätte mit einem kleinen CO2-Fußabdruck realisieren möchten. Je nach Ausgestaltung der Fläche kann die Möglichkeit bestehen das einzelne Personen, Paare, Freunde oder Familien oder Gleichgesinnte gemeinsam die letzte Ruhe finden.
Bestand
Bei den ausgewählten Feldern auf dem Friedhof Alt-Walsum Friedhöfen handelt es sich um aufgegebene Reihengrabfelder mit Rasenflächen und Baumbestand in den Randbereichen.
Am Friedhof Aldenrade wurde ein Feld mit Wahlgräbern und aufgegebenen Reihengräbern ausgewählt. Ein Teil der Wahlgräber ist noch mit Nutzungsrechten belegt, diese können noch verlängert werden.
Am Waldfriedhof wurde eine dicht mit Bäumen bestandene, waldartige Fläche ausgewählt.
Am Friedhof Mühlenberg handelt es ich um eine Wiesenfläche, auf der noch keine Bestattungen durchgeführt worden sind.
Die durchgeführte Standardpflege beinhaltet regelmäßigen Rasenschnitt in den Monaten März-Oktober sowie die Verkehrssicherung der Bäume.
Entlang der Flächen befinden sich öffentlich zugängliche Wegeverbindungen aus Pflaster und/oder wassergebundener Wegedecke.
Planung
Es wurden verschiedene Gestaltungskonzepte entwickelt, die auf einzelnen Flächen zur Ausführung kommen sollen.
Streuobstwiesen (Friedhof Alt-Walsum, Friedhof Mühlenberg, Friedhof Aldenrade)
- Verwendung von u.a. historischen Obstbaumarten
- in Kombination mit naturnahen Wiesenflächen
- Sammelnamensstelen oder Namensplaketten an den Bäumen
Waldbestattung (Waldfriedhof)
- In schon vorhandenen waldähnlichen Bereichen
- Mulchwege
- Sammelnamensstelen oder Namensplaketten an den Bäumen
Bestattungshaine (Friedhof Alt-Walsum, Friedhof Mühlenberg,)
- Verwendung von klimaresilienten Baumarten
- in Kombination mit naturnahen Wiesenflächen
- Sammelnamensstellen oder Namensplaketten an den Bäumen
Gedenkbäume/ Gedenkhaine (Friedhof Mühlenberg, Friedhof Aldenrade)
- Verwendung von klimaresilienten Baumarten
- in Kombination mit naturnahen Wiesenflächen
- Eigene Bäume erwerben und pflanzen zum Gedenken, evtl. auch für in anderen Städten bestattete Menschen als Ersatztrauerort
- Sammelnamensstelen oder Namensplaketten an den Bäumen
Die Zuwegungen zu den Flächen werden mindestens barrierearm ausgestaltet. Auf den Flächen wird durch die naturnahe Ausgestaltung mit Einschränkungen zu rechnen sein.
Bei den Arbeiten handelt es sich hauptsächlich um die Anlage von artenreichen Wiesenflächen sowie die Pflanzung von klimaresistenten Bäumen und Obstbäumen. Je nach Fläche müssen vorhandene Wege und Ausstattung zurückgebaut und/oder Vegetationsbestände gerodet werden.
Jeder Baum bekommt Stockosorb (ein Wasserspeichergranulat mit Hydrogelen) und Mykorrhiza (Mykorrhiza ist ein Bodenpilz, der sich mit dem feinen Wurzelsystem einer Wirtspflanze verbindet und so eine Symbiose eingeht) zugefügt. Zusätzlich erhält jeder Baum einen Weißanstrich (verhindert Risse durch Frost und starke Sonneneinstrahlung), einen Kunststoff-Gießrand (zur gezielten Bewässerung), eine Kokosmulchscheibe (zum Schutz vor Bodenerosion, Verunkrautung und Wasserverdunstung) sowie einen Pfahldreibock (zur Verankerung).
Vorhandener Rasen wird abgezogen. Das Abziehen der Rasenfläche erfolgt streifenförmig in verschiedenen Längen und Breiten von 2,00 m bis 3,00 m. In diesen Bereichen wird ein Saatgut mit hohem Kräuteranteil ausgebracht.
Auf allen Flächen soll ein Informationsschild aufgestellt werden, welches über die Maßnahme „Duisburger Schrittsteine“ informiert.
Die Ausführung der Leistung soll gem. des aktuellen Bauablaufplanes bis Ende KW 27/2025 vollbracht sein.
Die Fertigstellungspflege endet zum 30.06.2026.